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Alle können schreiben. Aber nicht alle können

Offensichtlich lesen Sie gerade. Das zeigt zweifelsfrei, dass Sie lesen können. Nicht ganz zweifelsfrei, aber doch sehr wahrscheinlich, heisst das auch, dass Sie schreiben können. Damit gehören Sie zu einer Elite von 7 Milliarden Menschen, die in der Lage ist, schriftlich zu kommunizieren. Würden nun, aufgepasst, all diese Menschen täglich nur ein einziges Wort schreiben, könnte die Bibel damit Tag für Tag rund 10.000 mal kopiert werden. Heilige Sch…, nicht?

Alphabetismus, darüber müsssen wir gar nicht streiten, ist also im Grunde eine wirklich feine Sache. Für Texter aber, und darüber sollten wir streiten, im Einzelfall schon. Denn es ist nie mehr geschrieben worden als genau jetzt. Und es war nie einfacher als genau jetzt.

Genau jetzt werden rund 60 Millionen Status-Updates geschrieben. Pro Tag. Und das nur auf Facebook einem Portal, das im Grunde nur noch ein globales Anzeigenblättchen ist.

 

NO PHOTO? IT DIDN’T HAPPEN!

Die meisten Menschen können also nicht nur schreiben sie haben auch eine phänomenale Druckerpresse zur Verfügung, die Internet heißt. Die rattert gnadenlos vor sich hin, und schafft Auflagen, von denen man noch vor wenigen Jahren kaum zu träumen wagte. Per Anhalter durch die Gutenberg-Galaxis…

Was dabei so gesagt wird, ist eigentlich nicht so wichtig, gibt ja meistens schönes Bild, mal bewegt, mal nicht, manchmal bewegend, oft nicht. Aufmerksamkeits-Junkies, die wir alle sind, brauchen den schnellen Schuss, als Schnappschuss. Vom wackeligen Konzertmitschnitt zu bonbonfarbenen Insta-Stories, die so erbarmungslos durch Filter geprügelt wurden wie der Tabak eines Kettenrauchers. No picture? It didn’t happen. Wussten Sie, dass man Hotelzimmer mittlerweile stundenweise mieten kann? Nicht für Sex, das wäre ja schön. Sondern für kosteneffiziente Social Media-Shootings. Check out my Check-In. Das ist übel.

Bei all dem wird Text zum Untertitel, zum notwendigen Übel, schnell dahin gedroschen auf der Hash-Plantage. Zeichensetzung, Syntax und Logik werden dabei gleich mit ausgerottet, und viele gute, schöne Worte müssen schlecht bezahlte Nebenjobs in Buchstabensuppen annehmen.

 

THRILL OF WRITES

Kommen wir zum Punkt: Texter hassen Designer. Es ist gar nichts persönliches. Aber Designer haben mächtige Waffen. Sie haben Photoshop und InDesign, und viele andere magische Werkzeuge, die jeden Kunden ehrfürchtig in die Knie zwingen. Dort unten können sie dann noch ein paar Cent vom Boden aufzukratzen, damit alles noch ein bisschen weniger oft dagewesen sein kann. Designer sind natürlich großartig. Aber sie sind auch die Unmenschen, die uns Texter zwingen, viel zu kleine Kästchen mit viel zu wenigen Buchstaben zu füllen. Die Überschriften aber bitte dann recht groß und ›edgy‹.

Wir Texter haben Stifte. Und Blätter. Und Microsoft Word. Unsere Waffen sind nicht furchterregend. Deshalb zahlt niemand gern für den Account bei – jetzt genau hinlesen – ›World of Wordcraft‹. Weil schreiben ja jeder kann. Und das ganz und gar nichts kostet.

Text&Tat aber glaubt daran: die Schreibfeder ist ein mächtiges Schwert.

Text&Tat glaubt, dass der Unterschied zwischen ›effektiv‹ und ›effizient‹ noch etwas zählt.

Text&Tag glaubt, dass man nicht ›speziell‹ schreibt, wenn man ›besonders‹ meint. Und dass Begriffe wie ›leidenschaftlich‹, ›nachhaltig‹, ›flexibel‹ und ›innovativ‹ auch endlich mal Urlaub machen müssen.

 

MEDIUM? SUPERSIZE!

Wissen Sie für Bildarbeiter ist ›Shutterstock‹ die Fast Footage-Lösung für Kunden, die einfach nur etwas im Bauch haben wollen, aber eigentlich satt sind. Auch für Texte gibt es das. Eine Textroutine, so eine Art ›Stotterstock‹, den Doppel-Worter mit extra Käse, zusammengepresste Sprach-Zutaten aus der Google-Ursuppe, salzig oder süß, dazwischen nur Geschmacksverstärker. Und man bereut sofort, es über die Lippen gebracht zu haben, dieses Nichts. Gebrauchstexte, millionenfach dahingerülpst, weil es der Marktwettbewerber ja auch so macht. Hochansteckend das Ganze, aber nicht mal eine richtige Krankheit – Jubeltexte von der Relevanz eines leichten Schnupfens.

Manchmal ist es da heilsam, einfach auf Texte zu verzichten. Und es stimmt schon: nicht alles braucht eine Tonspur. Es gibt sie, die großen, wichtigen Ideen, die uns die Sprache verschlagen, die keinen Wortsinn brauchen, weil sie ganz andere Sinne überwältigen. In diesen Fällen schweigt Text&Tat. Gerne. Und ehrfürchtig.

Aber: wenn es schon mal etwas zu sagen gibt, dann soll sich das Zuhören auch lohnen.

Sicher findet Text&Tat nicht immer auf Anhieb die richtigen Worte Menschen, die etwas lieben, tun das selten. Bisher aber gab es immer ein Happy End, in den Geschichten, die wir mit unseren Kunden geschrieben haben…denn Worte tun ja nichts. Die wollen bloß spielen…